Die Nachricht vom Tod unseres Gründungsmitglieds, Genossen und ehemaligen
Dresdner Bürgermeisters, Dr. Roland Nedeleff, der am 13. August 2023
überraschend verstorben ist, erschüttert und erfüllt uns mit tiefer Trauer. Wir
sprechen seiner Familie und Angehörigen unser herzliches Beileid aus. Auch wenn
gerade jedes Wort zu viel und doch zu wenig scheint, wünschen wir ihnen viel Kraft für die kommende Zeit, um diesen schweren Verlust zu tragen. Die Dresdner
Sozialdemokratie steht in dieser schweren Zeit an der Seite der Familie.
Wir verlieren mit Dr. Roland Nedeleff einen langjährigen Weggefährten, einen auf
vielen Feldern hochkompetenten und bis ins hohe Alter kritisch-aktiven Politiker und überzeugten Sozialdemokraten. Zurück bleibt in uns tiefe Trauer und die Erinnerung an einen Mann, der die Geschicke unserer Stadt vor allem in der Zeit der Wiedervereinigung und den Folgejahren maßgeblich mitgestaltet hat und uns mit seinen Berichten immer wieder mitreißend in diese Zeit entführt hat.
In seiner Heimatstadt Sofia erlebte er den Zweiten Weltkrieg, als Jugendlicher wurde er wegen antikommunistischer Propaganda in der Schülerzeitung der Schule verwiesen und überlebte als junger Mann die Stasi-Haft. Nach dem Tod seines bulgarischen Vaters durfte zwar seine deutsche Mutter in die Bundesrepublik ausreisen, Dr. Roland Nedeleff jedoch nicht. Ihm blieb nur der Weg in die DDR, um nach dem Jurastudium und ohne Parteimitgliedschaft beruflich Fuß zu fassen. Politisch aktiv wurde Dr. Roland Nedeleff im Revolutionsherbst 1989. Nachdem er in der Nacht zum 4. Oktober 1989 Zeuge der Gewalteskalation am Dresdner Hauptbahnhof zwischen DDR-Bürger:innen und Sicherheitskräften des Regimes wurde, nahm er in der Folge bewusst an den Demonstrationen und der Friedensbewegung teil. In dieser Zeit legte er zudem den Grundstein für die Wiedergründung der SPD in unserer Stadt, die als Partei zunächst SDP hieß. Dass wir heute mit Stolz auf über 30 Jahre SPD-Geschichte in Dresden zurückblicken können, ist auch sein Vermächtnis und erfüllt uns mit großer Hochachtung. Mit der politischen Wende in Deutschland vor nunmehr 33 Jahren hatte sich nicht nur unser Land wiedervereinigt, sondern auch wir als Sozialdemokrat:innen. Mit Recht darf Dr. Roland Nedeleff in diesem Zusammenhang als einer der Gründungsväter der heutigen Dresdner Sozialdemokratie bezeichnet werden. Nach dem Mauerfall hatte er sich mit Hingabe für ein soziales und lebenswertes Dresden engagiert. Zunächst als Fraktionsvorsitzender der sozialdemokratischen Fraktion in der Dresdner Stadtverordnetenversammlung. Nach den ersten freien Kommunalwahlen zudem als Beigeordneter für Wirtschaft und gleichzeitig 1. Stellvertreter des
Oberbürgermeisters Herbert Wagner.
Als Politiker war Dr. Nedeleff geradlinig und durchsetzungsstark, aber vor allem
solidarisch und menschlich. Seine beherzte und zupackende Art machte ihn zu
einem außergewöhnlichen Kommunalpolitiker für Dresden, der immer mit großer
Verantwortlichkeit gehandelt hat. Er hat sozialdemokratische Politik mit und aus
Überzeugung gelebt und gestaltet. Sein Engagement und die geleistete Arbeit für
Dresden und die SPD verdienen den höchsten Respekt.
Mit Dr. Roland Nedeleff ist ein Mensch, ein glühender Demokrat und ein
leidenschaftlicher Sozialdemokrat von uns gegangen, in dessen Leben sich alle
Höhen und Tiefen der letzten neun Jahrzehnte deutscher Geschichte widerspiegelten. Diese Erfahrung hat er jedoch nie als Last empfunden, sondern
stets zum Wohle einer freien und gerechten Gesellschaft eingesetzt.
Dass Roland Nedeleff uns ausgerechnet an einem 13. August verlassen hat, dem
Tag der für immer mit dem Mauerbau und der Beton gewordenen deutschen Teilung verbunden sein wird, das passt zu ihm. Er hat mehr gesellschaftliche Zeitenwenden erlebt, zwei Diktaturen überlebt und die Wende im Osten Deutschlands mitgestaltet, von der wir heute oft darüber sprechen, dass sie viele Menschen als dramatischen Bruch und frustrierende Lebenserfahrung erlebt haben. Roland Nedeleff hat immer für die Demokratie gekämpft, für Freiheit, für eine solidarische und weltoffene Gesellschaft. Er hat sich nicht enttäuscht ins Private zurückgezogen, er hat angepackt, die neue Welt gestaltet und andere mitgerissen – selbst dann noch, als er längst aus der aktiven Politik ausgeschieden und von Krankheit gezeichnet war. Auch das ist eine ostdeutsche Biografie. Eine, die Mut macht und Vorbild ist. Diesen Weg gehen wir in der SPD Dresden entschlossen weiter.
Lieber Roland, um Dein Leben zu würdigen, reicht kein Nachruf. Es kann der großen Leistungen Deiner leuchtenden Persönlichkeit nicht gerecht werden. Du warst uns stets ein guter Ratgeber und – wenn es sein musste – auch ein konstruktiver Kritiker, ohne belehrend zu sein. Dafür sind wir Dir unendlich dankbar.
Deine SPD.
Dana Frohwieser, Vorsitzende der SPD-Fraktion Dresden
Rasha Nasr und Albrecht Pallas, Co-Vorsitzende der SPD Dresden
Christopher Jakoby und Mandy Langer, Co-Vorsitzende des SPD-Ortsvereins
Dresden Plauen