Unter dem durchaus provokant gemeinten Titel “Hauptgewinn KITA-Platz” lud der SPD-Ortsverein Dresden-Plauen am 29. Januar 2013 zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion. Ca. 50 Gäste, unter ihnen auch interessierte und betroffene Eltern und Mitarbeiter verschiedener Kitas, diskutierten mit Sozialbürgermeister Martin Seidel, Kita-Expertin Cornelia Hähne (SPD) und AWO-Geschäftsführer Thomas Pallutt über die Probleme und Entwicklung der Kinderbetreuung in Dresden. Die Diskussion wurde moderiert von Stadtrat Albrecht Pallas. Auch Ines Vogel, Leiterin der Kampagne “Weil Kinder Zeit brauchen. Für einen besseren Personalschlüssel in Sachsens Kitas” der Liga der Verbände der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen, war Gast dieser Veranstaltung.
Sozialbürgermeister Seidel verbreitete Optimismus: “Wir sind auf einem guten Weg und wir packen das bis zum 1.8.2013” versprach er den Anwesenden mit Blick auf den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr, der ab 1.8.2013 deutschlandweit gilt. Die Gäste der Veranstaltung begegnetem dem mit Misstrauen, ob der in der Vergangenheit schon oft geäußerten Versprechungen der Stadt Dresden, bald allen Eltern, die dies wünschten, einen Betreuungsplatz für ihre Kinder zur Verfügung stellen zu können. Cornelia Hähne, Vertreterin im Jugendhilfeausschuss der Stadt Dresden, wies dazu darauf hin, dass trotz der großen Leistungen der Stadt Dresden bei der Einrichtung neuer Betreuungsplätze insbesondere in Dresden-Plauen auch zukünftig der Bedarf die Zahl der verfügbaren Plätze weit überschreiten werde. Bürgermeister Seidel erklärte dazu, dass die Stadt in Plauen keine Grundstücke finden konnte, anders als beispielsweise in Prohlis, wo zahlreiche mobile Raumeinheiten (die sogenannten Container-Kitas) gebaut werden konnten.
Konkrete Anfragen zu Grundstücken auf dem Burkersdorfer Weg und Reichenbachstraße / Uhlandstraße konnte Bürgermeister Seidel spontan nicht beantworten. Er versprach die Antwort nachzureichen.
Zur Uhlandstraße schrieb das Büro des Bürgermeisters:
Im Schuljahr 2014/2015 eröffnet die neue Kita Uhlandstraße mit 75 Krippen- und 81 Kindergartenplätzen. Dieser Standort ist ein Beitrag der Stadt zur Excellenzinitiative. Die Kita wird dazu beitragen den Bedarf im Stadtteil, der auch durch die Studierenden entsteht, abzufangen. Die Kosten werden ausschließlich von Stadt und Bund getragen. Die TU beteiligt sich nicht daran. Folglich erhält die TU keine Belegrechte. Die Betreibung der Einrichtung soll durch einen freien Träger erfolgen, d.h. hier wird es eine Ausschreibung geben.
Die Antwort zum Burkersdorfer Weg steht noch aus.
Diskutiert wurde außerdem, das ab Sommer geplante trägerübergreifende
Platzvergabesystem, sowie der enorme Bedarf an qualifizierten Erzieherinnen und Erziehern in den nächsten Jahren. Dieser ergibt sich nicht nur infolge der neu geschaffenen Kita-Plätze, sondern auch durch die bestehende Altersstruktur des pädagogischen Personals.
Ines Vogel setzte sich auch in dieser Veranstaltung dafür ein, dass Sachsen endlich den Personalschlüssel in Krippen, Kindergärten und Horten verbessern müsse: “Sachsen gehört hier zu den Schlusslichtern bundesweit mit einer Erzieherin für 6 Kinder in der Krippe – durch Krankheit, Urlaub etc. in der Realität meist sogar 9 Kinder – und einer Erzieherin für 13 Kinder im Kindergarten – real oft sogar 19 Kinder. Studien zeigen: Je eher gute Bildung und Betreuung ansetzt, desto bessere Entwicklungschancen haben Kinder in ihrem weiteren Leben. Sachsen hat einen sehr guten Bildungsplan – für dessen Umsetzung brauchen Erzieherinnen aber Zeit, die sie unter den jetzigen Bedingungen nicht haben.” Leider habe die Stadt Dresden verhindert, dass sich auch die Erzieherinnen in den kommunalen Einrichtungen an der Kampagne beteiligten. Martin Seidel wies diesen Vorwurf zurück: “Schade, dass die Kampagne nicht funktioniert hat.”
Unter den Gästen waren auch Elternvertreter der 70. Grundschule auf der Südhöhe. Der Hort der Schule auf der Michelangelostraße wurde vor einigen Wochen vom Bauaufsichtsamt gesperrt. Die Hortkinder werden seit dem in ihren Klassenräumen betreut. Die Eltern fragten Bürgermeister Seidel, warum die Ausnahmegenehmigung für den Hort nicht bis zur Fertigstellung der neuen Horträume auf der Südhöhe verlängert werden konnte. Martin Seidel verwies in seiner Antwort lediglich auf die autonome Entscheidung der Bauaufsicht, welche auch durch einen Stadtratsbeschluss nicht hätte aufgehoben werden können. Zudem kritisierten die Elternvertreter die Informationspolitik des Kita-Eigenbetriebs. Sie hatten erst durch die Presse von der Schließung erfahren. Moderator Albrecht Pallas mahnte an den Bürgermeister gerichtet an, bei allen Baumaßnahmen an KiTas und Schulen die Betroffenen Mitarbeiter und Eltern so früh wie möglich zu beteiligen.